Fintech – Sieger der Corona-Krise
Die Pandemie scheint fast vorüber. In den vergangenen Monaten haben viele Unternehmen Federn lassen müssen. Aber es gibt auch Gewinner. Dazu zählen Unternehmen, die Ideen rund ums Home-Office bieten, Online-Shops, Lieferdienste und einige Fintechs. Speziell Fintechs im Segment der Versicherungen und Börse wie Online-Broker scheinen die stillen Sieger der Pandemie zu sein.
Differenziertes Bild bei Fintechs
In den Vorjahren gab es eine erfreuliche Entwicklung für Start-ups. Es flossen mehr und mehr Gelder in die Finanzierung von innovativen und zukunftsweisenden Angeboten. Die Pandemie sorgte jedoch für eine kräftige Delle bei der Finanzierung. Das galt auch für moderne Ansätze in der Finanzbranche. Dennoch gab es klare Sieger, insbesondere unter den Fintech-Unternehmen.
Laut einer Studie von Finch Capital gehören insbesondere Dienstleister der Versicherungsbranche zu den Siegern. Darunter sind die Unternehmen, die Apps zum Thema Gesundheit anbieten, besonders hervorzuheben. Die Herausgeber der Daten nennen es sogar blumig „ein wildes noch nie gesehenes Wachstum“. Ebenso konnten Hypothekenanbieter profitieren. Viele Menschen haben sich wegen der wirtschaftlich schwierigen Situation um ihre Darlehensraten Sorgen gemacht und Apps oder sogar alternative Finanzierungen ausprobiert. Einen Aufschwung konnten auch Online-Broker für sich verzeichnen. Hier stellte die Studie insbesondere einen starken Anstieg der ausgeschriebenen Stellen fest. Das lässt auf ein bereits vorhandenes nachhaltiges Wachstum schließen. Untermauert wird diese These durch einen starken Anstieg von Aktionären und einem erhöhten Aufkommen von mobilen Trades am Aktienmarkt.
Online-Broker besonders robust in der Krise
Einer der Sieger sind Fintechs, die Brokerlösungen für ihre Kunden bieten. Diese haben auch abseits von Finanzierungsrunden doppelt von der Krise profitiert.
Zum einen war das Transaktionsvolumen in der Krise besonders groß. Erst verkauften viele Anleger, um Kursverluste zu vermeiden. Danach nutzen sie die Chancen der niedrigen Kurse zum Wiedereinstieg und schließlich haben einige von ihnen auf hohem Kursniveau Gewinne realisiert. Für Banken und Online-Broker bedeutet jeder Handel Umsatz durch Trading-Gebühren.
Zum anderen haben speziell Direktbanken und Online-Broker mit modernen Apps von einem weiteren Phänomen profitiert. Denn die Deutschen haben die Krise genutzt, um ihre Finanzen neu auszurichten. Dabei stand die Börse im Fokus: Aktien, Fonds, ETFs und Zertifikate. Ob es die mangelnden Alternativen für die Freizeit waren oder die fehlenden Konsummöglichkeiten eine Kapitalanlage attraktiver gemacht hat. Es handelten mehr Menschen an der Börse. Das Deutsche Aktieninstitut hat ermittelt, dass in der Pandemie die Zahl der Börsianer in Deutschland um rund zwei Millionen auf etwa 12,5 Millionen gestiegen ist. Unter den Einsteigern sind insbesondere viele junge Menschen.
Online-Handel mit Wertpapieren bescheren Fintechs Umsatzplus
Dass speziell Broker mit guten Apps die Gewinner sind, zeigt sich in der Studie von Adjust. Demnach haben zum Beispiel Zahlungsdienstleister trotz fehlender Einkaufsmöglichkeiten in Geschäften einen Aktivitätsanstieg um 50 Prozent verzeichnet. Bei Online-Brokern gab es jedoch sogar doppelt so viele Sessions wie zuvor. Das wiederum korrespondiert mit den Entwicklungen am deutschen Aktienmarkt. Die Deutsche Börse verzeichnete an ihren Handelsplätzen einen Umsatzanstieg gegenüber 2019 von 1,5 auf 2,1 Billionen Euro.
Dazu passt auch, dass die meistgehandelte Aktie der kleinen und mittleren Unternehmen die des Fintechs flatexDEGIRO war. Die Aktie des Online-Brokers erzielte einen Handelsumsatz von knapp 680 Millionen Euro. Dieser Umsatz basiert auf handfesten Wirtschaftsdaten, die exemplarisch für andere Unternehmen in der Branche sind. Im Krisenjahr 2020 konnte flatexDEGIRO das Handelsvolumen für seine eigenen Kunden mehr als verdoppeln und dabei auch den Unternehmensumsatz entsprechend von 131 Millionen Euro auf 261 Millionen Euro hochschrauben.
Mobile Trading Trend bei Aktienanlegern
Die Datenlage aus verschiedenen Quellen ist relativ eindeutig: Mobile Trading ist einer der Gewinner der Corona-Pandemie. Das bequeme Verwalten des eigenen Depots ist für viele Anleger der Schlüssel zu dieser Form des Investments. In der Pandemie war der ohnehin für viele Altersgruppen nicht mehr relevante Kontakt zum Bankberater kaum möglich. Die klassischen Desktop-Varianten von Online-Banken und Brokern bieten viele Informationen, schrecken aber Einsteiger wegen der Fülle wichtiger Details teilweise ab. Apps dagegen sind reduziert, übersichtlich und besonders für junge Menschen interessant. Daher boomt der Kauf und Verkauf von Aktien per Smartphone und Tablet. Speziell junge Neukunden bevorzugen diesen Weg.
Wie in anderen Geschäftsfeldern spielen die mobilen Endgeräte dabei einen wichtigen Vorteil aus: Der Kauf von Wertpapieren ist von jedem beliebigen Ort möglich. Diese Flexibilität führt dazu, dass die Anleger während der Pandemie häufiger ins eigene Depot schauten oder überhaupt eins anlegten. Hinzu kommen niedrige Gebühren für den Handel. Daher freuen sich die meisten Fintechs, die sich auf Börsengeschäfte spezialisiert haben, über mehr Kunden und deutlich gestiegene Umsätze.
Broker nicht allein Sieger
Während die Pandemie in anderen Bereichen Finanzierungslöcher verursacht hat oder Unternehmen von der Bildfläche verschwunden sind, gehören Fintechs zu den klaren Siegern. Das sind mehr als nur Broker. Denn Unternehmen in Segmenten wie Darlehen, private Krankenversicherungen und viele andere profitierten ebenfalls im Krisenjahr. Selbst Zahlungsabwickler haben sich gut gehalten und konnten teilweise noch zulegen. Daher ist die Gesamtbranche einer der Top-Gewinner in der Pandemie. Ein wesentliches Merkmal ist bei allen gleich: Sie ermöglichen die komfortable Verwaltung der eigenen Finanzen und des Vermögens über Apps. Das spricht insbesondere junge Menschen an, die so als neue Kunden in den Markt strömen und stärker als zuvor Umsätze generieren.
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